Thementag 2019: Basale fachliche Studierkompetenzen in der Erstsprache

Freitag, 6. September 2019, 13.30 - 17.30 Uhr
Uni/PH Luzern

Im Rahmen des Dialoges Gymnasien - Hochschulen im Raum Zentralschweiz findet am 6. September 2019 der Thementag zu basalen fachlichen Studierkompetenzen (BFSTK) in der Erstsprache statt. Die BFSTK in der Erstsprache werden aus unterschiedlichen Blickwinkeln heraus beleuchtet und es werden gemeinsam Lösungen erarbeitet. Konkret werden Fragen diskutiert wie:

  • Welche BFSTK in der Erstsprache bringen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten mit? Was tun die Gymnasien, um diese zu erreichen?
  • Von welchen BFSTK in der Erstsprache gehen Universitäten/Hochschulen aus? Welche Feststellungen machen sie dazu bei Studienbeginn?
  • Welche Massnahmen zur Förderung der BFSTK in der Erstsprache setzen die Gymnasien um und welche die Universitäten/Hochschulen?
  • Wie schätzen die Tagungsteilnehmenden diese Massnahmen ein? Welche konkreten Handlungsmöglichkeiten sehen sie? Welche davon können gemeinsam angegangen werden?

 

Ateliers

Wie können die BFSTK im Unterricht konkret geschult und deren Förderung auf Schulebene koordiniert werden?

Dr. phil. Nicolas Disch, Projektleiter BFSTK sowie Geschichts- und Philosophielehrer an der Kantonsschule Kollegium Schwyz

Der Anhang zum Rahmenlehrplan vom 17. März 2016 definiert jene erstsprachlichen Kompetenzen, welche "besonders gut durch alle Gymnasiasten erworben werden" sollen. Die Kompetenzen sind jedoch nicht so definiert, dass sie direkt in Aufgaben umgesetzt werden könnten. Worauf zielen denn die einzelnen Kompetenzen? Und wie lassen sich konkrete Aufgaben für den Unterricht ableiten?

Nicht nur das Unterrichtsfach Deutsch, sondern auch die anderen Fächer sind für die Vermittlung zuständig. Doch wie können andere Fächer ihren konkreten Beitrag dazu leisten? Und wie können die verschiedenen Anstrengungen auf Schulebene koordiniert werden? Ein Erfahrungsbericht aus der Kantonsschule Kollegium Schwyz wird als Diskussionsanstoss dienen.

 

Schreibförderung durch Peer-Tutoring

Ein innovatives und praxiserprobtes Konzept zur Förderung der basalen Studierkompetenzen im Fach Deutsch. 

Lic. phil. I Rolf Huber, Deutschlehrer und Konzeptverantwortlicher für die Schreibdidaktik, Kantonsschule Seetal, zusammen mit Tutor*innen

Im Auftrag der EDK nimmt der Kanton Luzern die Gymnasien in die Pflicht, die basalen fachlichen Studierkompetenzen aller Maturandinnen und Maturanden sicherzustellen. Vor allem im Fach Deutsch heisst das, ein weites Feld zu beackern.
Das vorliegende Konzept setzt den Fokus auf die Schreibförderung. Die Liste der Herausforderungen und Ansprüche, welcher sich die Schreibdidaktik gegenübersieht, ist jedoch lang, die Arbeit am Schülertext oft mühsam und zeitintensiv. Kein Wunder, ist das Texteschaffen bei LPs und SuS gleichermassen frustrationsbehaftet und unbeliebt. Diesen Widerständen will das Konzept des Peer-Tutorings begegnen. Die enge Begleitung von SuS mit Schreibdefiziten durch gleichaltrige Tutorinnen und Tutoren bedeutet ein Coaching auf Augenhöhe, das auf ressourcenorientiertem und daher motivierendem Feedback aufgebaut ist.
Das Pilotprojekt der KS Seetal befindet sich auf guten Wegen, einige Baustellen sind jedoch nach einem Semester Schreibförderung evident. So soll dieser Workshop nebst einer Projekteinführung und praktischen Übungen Raum zur Diskussion bieten. Eine Tutorin und ein Tutor geben hierzu einen authentischen und kritischen Einblick in ihre Erfahrungen.

 

Informationen zu und Ergebnisse aus Deutsch-Eintrittstests an Pädagogischen Hochschulen

Prof. Dr. Doris Grütz, Leitung und Entwicklung Deutschkompetenzprüfung und Dozentin, PH Zürich
Katarina Farkas, MA und MBA, Fachschaftsleiterin Fachdidaktik Deutsch und Deutsch als Zweitsprache, PH Zug
Einleitung: Prof. Dr. Werner Hürlimann, Leiter Studiengang Sekundarstufe I, PH Luzern

Die gebildete Sprache initiiert, begleitet, und strukturiert einen Grossteil des schulischen Lernens und ermöglicht, über dieses Lernen nachzudenken. Bildungssprache ist deshalb nicht nur Unterrichtsgegenstand im Fach Deutsch, Bildungssprache ist auch das wichtigste Unterrichtsmedium in allen Fächern. In jedem Fach werden neben den fachlichen auch sprachliche Kompetenzen benötigt und aufgebaut. Die sprachliche Sensibilität der Lehrperson ist Voraussetzung, um Lernleistungen angemessen fördern und einschätzen zu können. Deshalb ist die Sprache der Lehrperson so wichtig. Dies ist auch der Grund, warum bei Studienbeginn die Sprachkompetenz einer genaueren Überprüfung unterzogen wird. Einige Pädagogische Hochschulen haben dafür eigens Deutsch-Eintrittstests konzipiert. In diesem Workshop werden zwei solche Eintrittstest vorgestellt und der Beitrag aller Fächer im Gymnasium zur Förderung der Sprachkompetenz diskutiert.

 

Erkenntnisse aus überfachlichen Schreibkursen der Universität Luzern: Maturaarbeit vs. Seminararbeit

Dr. des. Tobias Brücker, Studiengangentwicklung Zürcher Hochschule der Künste & ehem. Studiengangmanager Kulturwissenschaften
Roman Gibel, MA, wissenschaftlicher Assistent Soziologie

Seit dem Frühjahrssemester 2018 finden an der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät (KSF) der Universität Luzern disziplinübergreifende Schreibkurse statt. Diese Kurse wurden auf Initiative des universitären Mittelbaus eingeführt und haben die Vermittlung von wissenschaftlichen Arbeits- und Schreibtechniken zum Ziel. Zielpublikum sind Studienanfänger und Studierende, die Mühe haben mit dem Verfassen von wissenschaftlichen Seminararbeiten. Tobias Brücker und Roman Gibel haben die Kurse mitaufgebaut und seither geleitet. Es werden zentrale Erkenntnisse aus den Kursen präsentiert, wobei mit den Atelierbesuchenden die Unterschiede zwischen Maturaarbeit und wissenschaftlicher Seminararbeit diskutiert werden sollen. Es beschäftigen uns insbesondere Fragen der argumentativen Autorität, der Reflexionsansprüche an Studierende sowie Spannungen zwischen Persönlichkeitsbildung und wissenschaftlicher Objektivität.

 

Rezeptive Sprachfähigkeiten der Studierenden aus Sicht der Wirtschaftswissenschaften

Dr. Alexandra Arnold, Oberassistentin und Dozentin am Center für Human Resource Management, Universität Luzern

Ein wichtiger Bestandteil des Studiums in Wirtschaftswissenschaften ist das Verfassen von wissenschaftlichen Arbeiten. Während des Studiums werden die Studierenden immer wieder an das wissenschaftliche Schreiben herangeführt indem sie Semester-, Bachelor- oder Masterarbeiten verfassen. Unsere langjährige Erfahrung zeigt, dass dies den Studierenden unterschiedlich gut gelingt. Welche Aspekte des wissenschaftlichen Schreibens die Studierenden besonders gut meistern bzw. in welchen Bereichen noch Nachholbedarf ist, wird im Atelier anhand von konkreten Beispielen aufgezeigt und diskutiert.

 

"Jurist*innendeutsch": Fachsprache oder Kauderwelsch

Prof. em. Dr. iur. Peter Breitschmid, vormals Lehrstuhl für Privatrecht mit Schwerpunkt ZGB, Universität Zürich und aktuell Konsulent bei Strazzer Zeiter Rechtsanwälte Zürich

m/w/d meint Mann und Frau und alle andern auch … Sucht man Menschen für Jobs oder schafft Monster für die Sprachgerechtigkeitsseligkeit? Müsste man nicht alternierend w/m/d oder d/w/m suchen? Ist die Reihenfolge Aussage? Entscheiden Richter oder das Gericht oder Richter*innen? Über Ehen, Beziehungen, Konkubinate, eingetragene Partnerschaften? Sind Ehegatt*innen befreundet, verpartnert oder verheiratet? Ist ein Kind mein Kind oder unser Kind?

Über standardisierte Sprache, die Notwendigkeit einer eindeutigen fachlichen Terminologie und das Ringen zwischen fachlicher Eindeutigkeit und allgemeiner Verständlichkeit. Schwierigkeiten des Sich-Verständlichmachens, des Verstehenkönnens und Verstehenwollens und die Kunst des Vernebelns, Ausweichens und wortreichen Nichts-Sagens.

 

Wie wird eine «gute» Multiple-Choice Prüfung erstellt?

Dr. rer. nat. Maja Fluri, schriftliche Prüfungen, Institut für Medizinische Lehre, Universität Bern

Auf unserem Bildungsweg und als Lehrperson werden wir mit schriftlichen Prüfungen konfrontiert. Doch was ist überhaupt eine "gute" schriftliche Prüfung, die zur Qualitätskontrolle beiträgt? Was sind die Gütekriterien und wie können diese erfüllt werden? Der Fokus wird auf das Format Multiple-Choice gelegt, das sich durch die stetig wachsenden Studierendenzahlen auf Hochschulebene verbreitet hat und dem Ziel der Standardisierung von Leistungstests mit einer hohen Objektivität näher kommt. Langjährige Erfahrungen und aktuelle Forschungsergebnisse werden miteinbezogen, Möglichkeiten und Grenzen dieses Prüfungsformates aufgezeigt und diskutiert.